Freie Wohlfahrtspflege - ihre Spitzenverbände

Die Freie Wohlfahrtspflege organisiert sich überwiegend in ihren sechs Spitzenverbänden.

Die einzelnen Spitzenverbände sind geprägt durch unterschiedliche weltanschauliche oder religiöse Motive und Ziele. Sie arbeiten in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e. V. zusammen.

Arbeiterwohlfahrt (AWO)

Seit 1919 hat die AWO, auf Grundlage ihrer unverrückbaren Grundwerte von Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit jene Menschen im Blick, die aus unterschiedlichen Gründen zu den Benachteiligten der Gesellschaft gehören. Seien es Kinder und Erwachsene in Armut, Senior*innen, Menschen mit Behinderung, Menschen mit Migrationshintergrund, Wohnungslose, Arbeitslose oder Erkrankte.

Bei aller möglichen Abstraktheit dieser Grundwerte verwirklichen die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der AWO sie täglich in ihrem Engagement: Gemeinsam mit den Betroffenen organisieren sie Teilhabe, unterstützen dabei, dass die Stimmen der Betroffenen gehört werden, und helfen bei der Bewältigung des Lebensalltags. Helfen jedoch nicht im Sinne von Almosen: Ziel ist es vielmehr, benachteiligten Menschen den Einstieg oder die Rückkehr in die Gesellschaft zu ermöglichen und sich für Inklusion und Teilhabe einzusetzen.

Die AWO ist föderativ aufgebaut mit 32 Landes- und Bezirksverbänden, 390 Kreisverbänden und 3.000 Ortsvereinen. 270.000 Mitglieder und ca. 70.800 Ehrenamtliche unterstützen die sozialen Aufgaben des Verbandes. Die AWO hat sich in ihrer Geschichte zu einem modernen, gemeinnützigen Dienstleistungsunternehmen entwickelt mit 250.700 hauptamtlich Beschäftigten in über 18.000 sozialen Diensten und Einrichtungen.

 


Deutscher Caritasverband (DCV)

Der DCV mit Sitz in Freiburg im Breisgau, Berlin und Brüssel – 1897 durch Lorenz Werthmann gegründet – ist der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche in Deutschland. Die Caritas in Deutschland ist dezentral strukturiert und gliedert sich in 27 Diözesan-Caritasverbände mit 300 Kreis- und Orts-Caritasverbänden und 17 Fachverbänden.

Dem Deutschen Caritasverband sind rund 25.400 Einrichtungen mit über 1.095.000 Betten bzw. Plätzen angeschlossen. In diesen Einrichtungen sind rund 740.000 voll- und teilzeitbeschäftigte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. Mehrere hunderttausende Menschen engagieren sich freiwillig bzw. ehrenamtlich. Verankert ist die sozial-caritative Arbeit der katholischen Kirche in den mehr als 12.000 Pfarr- und Kirchengemeinden und ca. 250 caritativen Ordens-gemeinschaften, welche diese Arbeit aktiv mittragen.

„Not sehen und handeln“ – mit ihrem Motto orientiert sich die Caritas am christlichen Gebot der Nächstenliebe. Das bedeutet für die Caritas den anwaltschaftlichen Dienst und das Engagement für Menschen, die in Not sind und Unterstützung und Rat in schwierigen Lebenslagen benötigen. Über ihre verschiedenen sozialen Dienste und Einrichtungen gelangt die Caritas direkt zu den Menschen, die Hilfe brauchen. Darüber hinaus gestaltet die Caritas aktiv die Sozial- und Gesellschaftspolitik in Deutschland mit.

 


Der Paritätische Gesamtverband (Der Paritätische)

Der Paritätische Wohlfahrtsverband ist Dachverband von über 10.000 eigenständigen Organisationen, Einrichtungen und Gruppierungen im Sozial- und Gesundheitsbereich. Mit seinen 15 Landesverbänden und mehr als 280 Kreisgeschäftsstellen unterstützt der Paritätische die Arbeit seiner Mitglieder. Er repräsentiert und fördert seine Mitgliedsorganisationen in ihrer fachlichen Zielsetzung und ihren rechtlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Belangen. Durch verbandseigene Institutionen trägt er bei zur Erhaltung, Zusammenarbeit und Neugründung von Organisationen und Einrichtungen der Sozialarbeit.
 
Die Mitgliedsorganisationen engagieren sich in einem breiten Spektrum sozialer Arbeit. Dazu gehören unter anderem: Altenhilfe und Pflege, Eingliederungs- und Behindertenhilfe, Kindertageseinrichtungen, Jugendarbeit und Jugendhilfe, Familienhilfe und Nachbarschaftsarbeit, Hilfe für geflüchtete Menschen, Frauenarbeit, LGBTIQ+-Initiativen, Humanitäre Hilfe, Sucht- und Wohnungslosenhilfe, Migrationssozialarbeit und Entwicklungszusammenarbeit.
Eine bedeutende Rolle spielen zudem die Selbsthilfe behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen sowie die Bekämpfung von Armut gerade auch in Zusammenhang mit der sozial-ökologischen Wende.

Gegründet wurde der Paritätische unter dem Namen „Verband der freien gemeinnützigen Wohlfahrtseinrichtungen Deutschlands“ am 7. April 1924 in Berlin.


Deutsches Rotes Kreuz (DRK) gesetzlich anerkannte Nationale Rotkreuz-Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland und freiwillige Hilfsgesellschaft der deutschen Behörden im humanitären Bereich.

Das DRK ist gesetzlich anerkannte Nationale Rotkreuz-Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Mit fast 190.000 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und rund 432.000 Ehrenamtlichen sowie 2,6 Millionen Fördermitgliedern in 19 Landes-, 463 Kreisverbänden, rund 4.000 Ortsvereinen und 31 DRK-Schwesternschaften ist das DRK Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, zu der Gesellschaften in 191 Ländern der Erde gehören.

Entstanden ist das Rote Kreuz vor mehr als 150 Jahren aus der Hilfe für Kriegsopfer. Das Rote Kreuz und der Rote Halbmond sind die einzigen durch internationale Verträge anerkannten Schutzzeichen.

Das DRK widmet sich als nationale Rotkreuzgesellschaft und als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege einem breiten Aufgabenspektrum der humanitären und sozialen Arbeit im In- und Ausland. Schwerpunkte sind:

die Blutversorgung, die Freiwilligendienste, die Altenhilfe, Rettungsdienste, Behindertenhilfe und -fahrdienste, Erste Hilfe, die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, die Migrationsarbeit, der Bevölkerungsschutz sowie die Katastrophenhilfe im Ausland.

Im eigenständigen Jugendverband des DRK, dem Jugendrotkreuz, sind rund 140.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in etwa 5.500 Jugendrotkreuzgruppen und über 2.500 Schulsanitätsgruppen aktiv.


Diakonie Deutschland - Evangelisches Werk für Diakonie und Entwicklung

Die Diakonie ist der soziale Dienst der evangelischen Kirchen. Aus christlicher Motivation heraus hilft, begleitet und unterstützt die Diakonie Menschen in Not und in sozial ungerechten Verhältnissen. Sie versucht, die Ursachen dieser Notlagen zu beheben.

Zur Diakonie Deutschland gehören die 17 Diakonischen Werke der Landeskirchen der EKD, 11 freikirchliche Mitglieder sowie 64 Fachverbände. In den rund 33.000 ambulanten und stationären Diensten der Diakonie sind mehr als  627.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie etwa 700.000 freiwillig Engagierte aktiv.

Die Diakonie Deutschland vertritt die Interessen von Menschen, die in eine Notlage geraten sind, gegenüber Parlament und Regierung. Sie arbeitet mit in- und ausländischen Organisationen zusammen. Die Diakonie Deutschland nimmt Stellung zur Gesetzgebung. Sie fördert die Zusammenarbeit der ihr angeschlossenen Mitglieder. Als Anwalt für Menschen in Not und sozialpolitischer Impulsgeber trägt die Diakonie zur fachlichen Entwicklung der Arbeit bei.

Auf Bundesebene arbeitet die Diakonie Deutschland mit den anderen Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege zusammen, auf europäischer Ebene mit diakonischen Verbänden im Europäischen Verband für Diakonie „Eurodiaconia“.


Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST)

Die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland (ZWST) bildet den Zusammenschluss der jüdischen Wohlfahrtspflege in Deutschland. Als Dachorganisation vertritt die ZWST die jüdischen Gemeinden und Landesverbände auf dem Gebiet der jüdischen Sozialarbeit. Die ZWST sieht ihr Hauptanliegen in der Pflicht zur Hilfe im Sinne ausgleichender sozialer Gerechtigkeit. Die ZWST ist einer der sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Deutschland und Mitglied der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW). Es ist das Ziel der ZWST, ihr Leitbild "Zedaka", gültig seit Gründung des Dachverbandes im Jahr 1917, aktuellen Veränderungen laufend anzupassen. Auf der Ebene einer intensiven Vernetzung mit ihren Zielgruppen entwickelt sie niedrigschwellige Angebote und digitale Formate zur Aus- und Weiterbildung, fördert vielfältiges ehrenamtliches Engagement und bietet direkte Beratung und Hilfe. Im Fokus stehen Empowerment, Professionalisierung und Inklusion: kultursensibel, generationen-übergreifend und international.

Handlungsfelder:

  • Professionalisierung, Vernetzung und Innovationsförderung der jüdischen Wohlfahrtspflege
  • Förderung von Teilhabe, Inklusion und Partizipation
  • Nachwuchsförderung, Identitätsentwicklung und Empowerment in den jüdischen Gemeinden
  • Engagementförderung
  • Antisemitismuskritische Bildung und Forschung
  • Beratungsangebote
  • Sozialpolitische Interessensvertretung
  • Humanitäre Hilfe